ES WAR EINMAL // MEIN HAUS AM SEE

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Verpackungshinweis: Aufkeimende Gedanken an Freundschaftsanfragen mit der Absicht, sich kostenfrei ein paar Tage Auszeit zu gönnen, dürft Ihr Euch gleich 11185645_10206865876395640_477782303_nwieder aus dem Kopf schlagen. Zugegeben, die Verwendung des Possessivpronomen ‚mein‘ kommt leicht verwirrend ums Eck, daher sei zu Beginn der Geschichte erwähnt, dass ich natürlich kein Haus am See besitze, höchstens in meinen Träumen. Schade eigentlich, aber man kann ja bekanntlich nicht alles haben.

Muss man auch gar nicht, wenn es so herrliche Alternativen wie das Seehotel Neuklostersee gibt, dessen Besuch man Freunden und Bekannten mittlerweile liebevoll als „Ich fahre übers Wochenende wieder in Mein Haus am See“ ankündigt. Eben! 11185478_10206865875915628_1201774530_nDamit schließt sich der Kreis, denn ‚mein‘ steht für meinen persönlichen Ruhepol, wobei sich hier natürlich auch andere Menschen vom Alltag verabschieden. Und das dürften nicht wenige sein, ist es doch selten ein leichtes Spiel, mal eben schnell ein Zimmer zu bekommen. Vielleicht sollte ich also besser gleich beim auschecken meine nächste Auszeit buchen, bevor ich hier eine Lawine lostrete.


 

Ruhe jedenfalls ist mein größter Wunsch, wenn ich hier her komme. Und Ruhe ist auch das erste, was mir ins Gesicht weht, wenn ich am Eingang des Seehotels aus dem Auto steige. 11129779_10206865887875927_854163847_nAuf das Gelände fahren darf man nicht – weil eben Ruhezone! Von den Leuten, die das Seehotel ausgebucht haben sieht man auf dem weitläufigen Hof erst mal nichts, nur ihre Nummernschilder, mit denen sie meist aus Hamburg oder Berlin 11195257_10206865927876927_590913426_nangereist sind – das Seehotel liegt so ziemlich in der Mitte beider Großstädte. Die Fahrt aufs Land hat man von Hamburg aus mit der neusten 90 Minuten Playlist ruck-zuck hinter sich gebracht. Die perfekte Zeit, sich eben noch vom Freitag Feierabend Verkehr zu erholen und das Lächeln der Vorfreude anzuziehen.

Diese Tage bin ich zum sechsten Mal die zusammengeflickte Plattenbaustraße entlang geruckelt. Als Ostkind irgendwie auch immer eine Reise durch Kindheitserinnerungen, als würde man Tante und Onkel auf dem Bauernhof besuchen – irgendwo im Nirgendwo, das Rundum-sorglos-Paket im Gepäck. Im Sommer lag ich hier schon mit meinem Sohn im Gras, hab dabei zugeschaut, wie unser Hund durch das hohe Schilf am Ufer tobte und selbst die Enten ihn belächelten. Im Herbst zogen plätschernde Regentage lange Nasen am Fenster, während die Mädels Runde in weißen Bademänteln am Pool um die Wette strahlte. 11185685_10206865978318188_295149805_n11095082_10206865981958279_2012179342_nIm Winter lautete der Code Of Conduct kurz und knapp „gepflegtes Abhängen am Kamin und Sauna satt“ mit meinem Lieblingsmenschen. Im Frühling gibt´s das alles gemischt! Und der warme Regen, der riecht jetzt besonders gut.

Bademantel ist hier Pflicht! Ich bin in der Regel versucht, schon auf dem 11185729_10206865873475567_1224489736_nParkplatz reinzuschlüpfen und ihn für den Rest des Wochenendes nicht mehr auszuziehen. Nur schweren Herzens kann ich mich zügeln, schließlich gibt es hier und da auch ein Stück Unbeschwertheit zu erleben, zu der man Schuhe, bestenfalls auch eine Hose trägt. 11180052_10206865980158234_858616390_nSo hat es sich etwa zu einem kleinen Ritual entwickelt, gleich 11195406_10206865928396940_1356336734_nnach dem einchecken einen Spaziergang durch den Wald entlang des Sees zu wagen. Wetter Nebensache. Spätestens nach Kilometer elf (insgesamt sind es zwölf) hat sich Deine viel zu enge Grossstadt Rüstung endgültig in Luft aufgelöst und Du schwebst federleicht über den Waldboden. 11186310_10206865980398240_421585063_nWenn dann der Wind durch die Bäume rauscht, fühlt man sich wie Alice im verwunschenen Märchenland (… und manchmal auch nördlich der Mauer, je nachdem, wie lang die letzte Folge Game of Thrones zurück liegt und wie rege Deine Phantasie die zarten Naturgeräusche interpretiert – hört man ja auch nicht so oft, in der Stadt – kann also auch wunderschön unheimlich sein).

Nach diesem Ausflug will ich mich dann nicht mehr zurückhalten und schlüpfe in das kuschlige XXL Frottee, für einen kurzen Moment, nur, 11208953_10206865888035931_1343352910_num ohne Umwege dem nächsten Brauch nachzugehen. First World Problem nennt man es wohl heutzutage, wenn man sich die Frage stellt, ob die wohlig müden Beine nun besser in der Finnischen oder in der Aromadampfsauna entspannen (oder zu viert, ganz unter sich, heimlich in der privaten Bootshaussauna).

Lass Dir gesagt sein, egal wie Du Dich entscheidest: 11178448_10206865981398265_462166224_nAm Ende des Tages hast Du das Gefühl, alles ist gut. Von dieser Stimmung eines gelungenen Augenblicks am Neuklostersee werden sich wahrscheinlich auch die Besitzer Johanne und Gernot Nalbach inspiriert haben lassen, als sie Ihrem hoteleigenen Gasthaus einen Namen gaben. Im Restaurant „Allesisstgut“ findet ein perfekter Tag seinen Ausklang und jeder Bio-Liebhaber kommt voll auf seine Kosten.

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WHERE TRAVELLERS FOUND LODGING, FOOD AND WINE; A STOP IN THE JOURNEY, A CELEBRATION.

Bei Kerzenschein und philosophisch gutem Wein lässt man sich von österreichisch angehauchter Küche in Gestalt eines exzellenten 3-Gang-Abendmenüs aus regionalen Produkten, fangfrischem Fisch, Fleisch der umliegenden Bauernhöfe und Kräutern aus dem eigenen Garten verwöhnen. Der Mond schaut durch die Glasfenster des Wintergartens dabei zu, als wolle er gern selbst Gast dieser gemütlichen Runde sein und der glattpolierte See liegt tief schwarz zu Deinen Füssen, wartet geduldig darauf, 11208871_10206865874355589_400228771_nDich am nächsten Morgen mit sanften Wogen im neuen Tag begrüßen zu dürfen. Das Frühstück hat er dann auch schon fertig. Und Kaffee!

Frisch gestärkt ist der Terminplan immer noch randvoll mit Nichtstun – nur hin und wieder 11178428_10206865875235611_1722713298_ngespickt von einem Besuch im Wohlfühlhaus. Wohlfühlen wird im Seehotel ganz gross geschrieben, weshalb man sogar ein entzückendes kleines Holzhaus danach benannt hat. Naturkosmetik, klassische Massagen und Ayurveda sind hier die Zutaten 11195355_10206865876315638_85954010_nfür optimale Entspannung. Da fällt die Entscheidung nicht leicht, muss aber getroffen werden und so baumelt meine Seele bald im duftenden Lavendelbad und mein Körper verschnauft bei einer Mukabhyanga Massage. Die einzige winzige Anstrengung des Tages liegt darin, sich ständig aus dem Zauberumhang rein- und wieder raus zu schälen. Die Pausen versüsse ich mir mit einem guten Buch am offenen Kamin oder einem Wellness Tee im blühenden Saunagarten.

Für Sportbegeisterte Erholungsuchende11118421_10206865928196935_669779816_n steht neben ‚Kurzstrecken schwimmen in 4 Wänder‘ oder ‚um die Wette plantschen mit den Enten‘ ein ganzes Battalion anderer Bewegu11180076_10206865976358139_1930427269_nng parat. Mein persönlicher Tipp: versucht es doch mal mit Kreativ-Rudern …

Ganz gemächlich und doch irgendwie viel zu schnell ist der zweite Abend angebrochen. Mit vollen Bäuchen und schwindender Energie lassen wir den Tag gemütlich in der Gänsebar ausklingen. 11173693_10206865887555919_546583869_nSpätestens dort begegnet man dann dem sofort sehr sympathisch wirkenden Hausherren und seiner ebenso charmanten Frau. Bei einem Glas Wein kommen die beiden Architekten gern mit Ihren Gästen ins Gespräch und plaudern über Ihr Herzens Projekt. Verständlich – haben Sie doch Ihr Seehotel und dessen verschiedene Rückzugsorte selbst entworfen.11180222_10206865877555669_1851290814_n Johanne Nalbach gilt dabei als Initiatorin des Hotels und ist federführend für dessen stilvollen, warmen Charme. Gernot Nalbach hingegen ist eher 11119175_10206865876555644_981139669_nder Mann für die außergewöhnlichen Unternehmungen des Anwesens, wie das Kinderhotel, entstanden aus einem alten Backsteinturm oder die Gänsebar – sein Rauchrefugium, wie er es mit einem Schmunzeln nennt. Die aus Federn bestehende Decke der Bar offenbart ein kunstvolles Sinnbild der neuen Heimat Vierer Gänse des Seehotels – Namensgeber der Bar. Und ja, Raucher sind hier willkommen, in einem Wellness Hotel! Aber eben im kleinen Kreis, 11178485_10206865896676147_293823737_nunter Gleichgesinnten, bei Musik von Tom Waits, umzingelt von Fuchs und Gänsen. Auch irgendwie eine stimmige Sache, wie ich finde.

Nicht ohne einen mini Anflug von Neid lasse ich mir berichten, dass Johanne und Gernot Nalbach eigentlich jedes Wochenende auf´s Land in eines Ihrer beiden Hotels fahren (www.seehotel-neuklostersee.de und www.kavaliershaus-finkenersee.de), 11195310_10206865886635896_24665088_num gestalterisch nach dem Rechten zu sehen, sich mit den langjährigen Mitarbeitern auszutauschen oder einfach, um das Wohlbefinden der Gäste zu unterstützen – nicht zuletzt durch wahrlich interessante Gespräche. Währenddessen zweifelt man keine Sekunde daran, dass Sie Ihr Wirken nicht als Arbeit im üblichen Sinn verstehen, 11198704_10206865886875902_1499020337_nsondern vielmehr als ein „permanentes Werkeln am und im Paradise“. Ihren Sinn für Details und Ihren Anspruch an die Qualität der Feinheiten lässt sich in jeder Ecke, jedem versteckten Winkel des Hotels spüren.

11188135_10206866309366464_1185970146_oLiebevoll handgeschriebene Gedichte und Zitate geben den Glaselementen an vielen Stellen im Haus eine besondere Kontur, Lichtquellen versunken im Gras lassen Bäume bei Nacht fast lebendig wirken und vieles vieles mehr – was es allerdings besser selbst zu entdecken gilt.

Den Genussmenschen sieht man den Nalbachs sofort an. Er des öfteren anzutreffen mit einer Havanna in der Hand und einem flotten Spruch auf den Lippen, sie stets in sich 11180216_10206865875755624_1802118355_nruhend mit Zeitung und einem einnehmenden Lächeln unterwegs – irgendwie ein faszinierendes Paar, von dem eine ebensolche Ruhe ausgeht, wie man sie im Seehotel sucht und überall findet. Man bekommt als Gast sofort das Gefühl zu Hause zu sein, wahrgenommen und willkommen, sowohl von der Umgebung als auch den Menschen in ihr. Die Vierbeiner nicht zu vergessen!

Mein ungeschlagener Lieblingsplatz ist der Holzsteg raus auf den See. Ein kurzer, aber wirksamer Weg zu sich selbst. 11195305_10206865976518143_200903494_nHier sitze ich mindestens zwei Mal am Tag, morgens mit viel Kaffee, abends in Gesellschaft von einem Glas Wein, manchmal auch zwischendrin, einfach so. Umarmt von sanften Wellen, den Blick auf das Wasser 11195556_10206865976478142_71869261_nund den dahinter liegenden Wald, der wie ein Fels in der Brandung steht, fühle ich mich angekommen – ganz bei mir. Hier schaltet das Leben einen Ganz zurück und Du beginnst wieder wahrzunehmen, was sonst im Alltag unbemerkt und viel zu leicht an Dir vorbei rauscht.

Gedanken spielen. 11091278_10206865980638246_1385605452_nZufrieden! Das bin ich.

Und Voltaire wäre stolz auf mich, denn „weil es förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen glücklich zu sein“.

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